
D
ie badische Weingeschichte liest sich interessant. Aus der kurzfristigen Geschichte sind viele Gegebenheiten niedergeschrieben. Bekannt ist beispielsweise, dass es nach dem Krieg im Jahr 1945 gute bis sehr gute Weine gab. Kriegsbedingt allerdings nur in geringen Mengen. Doch wie sieht es aus mit dem Weinbau von Christi Geburt an bis ins Jahr 1000 nach Christus? Gab es da schon Weinbau bei den Kelten und Römern?
Die Archivierung von Schriften ist noch äußerst lückenhaft. Hier einige bekannte Fakten: Im Jahr 90 ist unter dem römischen Kaiser Domitian mit dem Bau des Limes begonnen worden und die Römer hatten schon Jahre zuvor ihre Füße auf rechtsrheinisches Gebiet bei Sasbach am Rhein ausgestreckt. Ein römisches erstes Kastell auf dem Limberg sollte die Sicherung des rechtsrheinischen Gebiets zementieren. Die neuen Besatzer erhofften sich auf der rechten Seite des Rheins eine weitere Verbreitung ihres geliebten Weinbaus, die Kulturreben brachten sie aus Burgund in Frankreich/Gallien mit. Gallien war schon vor Christi Geburt vom römischen Feldherrn und späteren Alleinherrscher Gaius Julius Cäsar erobert worden.
Entstehung von Weinbau und Handelsroute
Die Eroberung des badischen Landes durch die Römer hatte für die keltische Bevölkerung verhängnisvolle Folgen mit Vertreibung und Unterwerfung. Positiv war die Nutzung der landwirtschaftlichen Fläche durch die Römer.
Die Winzer begannen die Vorzüge des Hügellandes für den Weinbau zu entdecken. Besonders die Südhänge mit intensiver Sonneneinstrahlung wurden bebaut. Damit war ein großer Schritt zur Verbesserung der Weinqualität getan. Zudem wurde die Weinanbaufläche ausgedehnt.
Die primitiven keltischen Reben wurden durch bessere Kulturreben aus dem Süden ersetzt und geeignetere Anbauformen eingeführt. Die Römer rechneten damit, dass sich durch den Bau des Limes weitere Impulse für die Fortentwicklung des Weinbaus ergeben.
Sie bauten unter Kaiser Trajan das Straßennetz weiter aus. Alleine in Südbaden wird es auf 870 Kilometer geschätzt. Die Straße längs des Schwarzwalds wurde zu einer Heerstraße ausgebaut. Damit war der keltische und schon aus der Bronzezeit stammende Handelsweg erweitert worden.
Durch den Ausbau des Wegenetzes konnten zahlreiche Orte und Gehöfte miteinander verbunden werden oder es konnten neue entstehen. Im Jahr 405 nach Christus verließen die Römer die Region um Breisach und damit die rechtsrheinischen Gebiete wieder, nachdem zuvor der Limes längst von den Alemannen überrannt worden war.
Von Weinbau zu Wein
In der Geschichte tat sich danach über Jahrhunderte ein schwarzes Loch an Überlieferungen auf. Die Alemannen hatten dem Weinbau in Baden nach dem Abzug der Römer kein Ende gesetzt. Sie ließen die Rebanlagen jedoch nicht verkommen. Der Nutzen des Rebensaftes wurde erkannt. Das bescherte Weingenuss und Steuersegen.
Chlodwig, der König der Franken war zum christlichen Glauben übergetreten und bescherte den neu gegründeten Klöstern den Weinzehnt. Haducharl (hadu ist gleichzusetzen mit Krieg, charl mit ganzer Kerl) errichtete etwa 600 nach Christus in Achkarren eine Niederlassung fränkischer Herrschaft. Er gründete den Ort und fand doch schon etwas verwilderte Reben vor, die aus dem Nachlass der Römer stammten und freute sich über das köstliche Getränk, das aus den Trauben gewonnen wurde.
Schweizer Mönche am Kaiserstuhl
Kaiser Karl der Große (um 800) war gegen den Schlendrian im Weinbau und trieb die Verbreitung des Weinbaus enorm voran. Auch er wusste den Weinzehnt zu schätzen. Damit auf seinen Gütern noch besser gewirtschaftet werden konnte verfasste er die bis ins kleinste Detail gehende Anweisung für die Weinbauern. Die „Capitulare des Villis“ zielte darauf ab, dass möglichst jeder Gutshof Wein anzubauen hatte und verschiedene Sorten halten sollte. Er führte auch die hölzernen eisenbereiften Weinfässer und Weinpressen ein. Überhaupt sollte es in den Kellern blank und sauber zugehen. Um Weinfälschungen zu vermeiden, wurde die Herstellung des Tresterweins geregelt. Damit durfte kein „Leier“ oder „Drücker“ hergestellt werden, um nachträgliche Weinfälschungen zu vermeiden. Der beliebte Tresterwein durfte weiterhin noch bereitet werden.
Auch haben in der Folge Schweizer Mönche am Kaiserstuhl das Sagen. Kaiser Otto I. (912-973) macht dem Kloster Einsiedeln mehrere Orte am Kaiserstuhl zum Geschenk. Das sind Endingen, Burkheim, Bahlingen, Oberbergen und Rotweil.
Baden – das größte Weingebiet im ersten Jahrtausend
Baden selbst wurde im ersten Jahrtausend nach Christus zum größten Weingebiet. Um 900 gab es in Baden 84 Orte, in denen Weinbau betrieben wurde. Das war mehr als in irgend einer anderen Weinregion in Deutschland. Aus Württemberg wurden zu dieser Zeit gerade mal 17 Orte genannt.
Weitere Informationen
Adresse
Oberrheinische Medien GmbH
Marktplatz 7
79206 Breisach
Autor/in
