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ainer Zeller aus Müllheim-Britzingen ist neuer ehrenamtlicher Präsident des Badischen Weinbauverbandes. Er wurde von den Mitgliedern des zuständigen Verbandsausschusses des badischen Weinbauverbandes bei einer Sitzung in Oberbergen mit großer Mehrheit als Nachfolger von Kilian Schneider aus Vogtsburg-Schelingen gewählt.
Die Wahl platzte
Neun Weinanbaugebiete gibt es in Baden, das badische Weinland reicht mit einer Rebfläche von fast 16.000 Hektar vom Bodensee bis in den Kraichgau. Unbestrittenes Zentrum der Weinregion ist zweifellos der Kaiserstuhl mit einer Rebfläche von 4.200 Hektar. Das macht sich auch bemerkbar, wenn das Winzergremium des Verbandsausschusses einen neuen Präsidenten wählt. Nicht selten ist das in der Vergangenheit ein Kaiserstühler gewesen wie der jetzt ausscheidende Kilian Schneider, der das Amt zehn Jahre ausgefüllt hat.
Der Schelinger Winzer ist gesundheitlich angeschlagen, eigentlich sollte sein Nachfolger schon im Februar gekürt werden. Gesetzt als Nachfolger war damals der Vizepräsident des Weinbauverbandes, Thomas Walz, Weingutsbesitzer in Heitersheim. Die Wahl platzte, als kurzfristig der Winzer und Vorstandsvorsitzende der Winzergenossenschaft Achkarren, Michael Kunzelmann, sich als weiterer Kandidat präsentierte. Es gab keine qualifizierte Mehrheit, folglich auch keinen neuen Präsidenten. Eben auch keinen aus dem Kaiserstuhl.
Der Weinbau-Präsident aus dem Markgräflerland
Mit der nun erfolgten Wahl von Rainer Zeller aus Müllheim-Britzingen ist ein Markgräfler zum neuen Weinbau-Präsidenten gewählt worden. Der 63-Jährige ist von Haus aus Versicherungsmakler mit einem eigenen, fünf Mitarbeiter umfassenden Büro, aber er ist auch, was ein Weinbaupräsident immer sein sollte: Winzer. 2 Hektar Reben bewirtschaftet er mit seinem Sohn nebenberuflich. Und er ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Britzinger Winzer-Genossenschaft, die vor allem im Gutedel-Bereich punkten kann.
Aber irgendwie ist Zeller auch mit dem Kaiserstuhl bestens verdrahtet. Er ist seit 2016 Vorsitzender des Aufsichtsrats des Badischen Winzerkellers, der größten Genossenschaftskellerei Badens in Breisach am Kaiserstuhl. Zeller, der damit eines der sensibelsten (Ehren-)Ämter der Weinwirtschaft im Land führt, wird nun zugetraut, die gar nicht immer so harmonische badische Weinbaubranche unter einen Hut zu bringen. Es gibt viele Baustellen, vor allem was den gemeinsamen Auftritt von Winzergenossenschaften und Weingütern anbelangt.
Zeller hat jedenfalls nach seiner Wahl in Oberbergen angekündigt, die badischen Winzer zu einer großen Familie zusammenführen zu wollen. Aber nicht nur das: Das Einkommen der Winzer müsse gesteigert werden – Spaß an der Arbeit sei ja schön, aber verdient werden solle eben auch.
Auch Winzer trifft die Pandemie hart
Mit Weinbaupräsident Rainer Zeller sind auch vier Vizepräsidenten ins Amt gewählt worden. Neben dem 47-jährigen Thomas Walz aus Heitersheim sind das Martin Schmidt (44) aus Eichstetten, Martin Linser (42) aus Freiburg-Opfingen und Stephan Danner (46) aus Durbach. Ausgeschieden als Vizepräsidenten sind der Weingutsbesitzer Franz Benz aus der Ortenau, der frühere Geschäftsführer der WG Wolfenweiler, Franz Nickel, und Dr. Peter Schuster, Vorstandsvorsitzender des Badischen Winzerkellers – der ja jetzt durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Rainer Zeller im Weinbaupräsidium bestens vertreten ist.
Egal wie: Die Winzer müssen nun wie viele andere erst einmal den Corona-Schock verarbeiten. Die Schließung der Gastronomie hat vielerorts die Umsätze dramatisch einschnurren lassen, und, so der neue Weinbau-Vizepräsident Stephan Danner, hauptberuflich Geschäftsführer der Genossenschaft in Durbach: „Jedes Fest, das jetzt ausfällt, fehlt uns. Nachgetrunken wird ja nicht.“ Für einen tröstlichen Ausblick vor den zur Präsidentenwahl in Oberbergen angetretenen Journalisten sorgte schließlich Vizepräsident Thomas Walz. Der 2020er könne ein toller Wein werden, die heißen Nächte fehlten, die Reifephase der Reben könne sich zum Segen der Qualität verlängern.
Aber die Schatten der Pandemie können die Winzer halt auch nicht einfach vertreiben.
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