
Sonntag, der 26. Juli, war mit Blick auf die Corona-Krise ein wirklich höchst erfreulicher Sonntag. Kaum Sonnenschein, viel Regen, viele blieben daheim. Am Burkheimer Baggersee war dies besonders deutlich spürbar. Wo sonst die Menschen mehr oder weniger dicht an dicht lagern, waren nur ein paar Unentwegte gekommen, die sich über moderate Temperaturen bei eher mäßigem Sommerwetter freuten.
Aber das ist nicht der Normalfall, meistens ist der Baggersee nahe am Rhein das Ziel Tausender – und eine Riesen-Herausforderung für die Gemeinde Vogtsburg, auf deren Markung der See liegt.
Waldschwimmbad als Corona-Hotspot
Das Breisacher Waldschwimmbad, im Hochsommer Treffpunkt von Tausenden Badegästen aus der ganzen Region dies- und jenseits des Rheins, bleibt in diesem Jahr geschlossen. Im benachbarten Ihringen ist das Freibad zwar geöffnet, aber Besucher müssen viele Regeln beachten, natürlich auch die durch die Corona-Pandemie zwingend zu beachtenden Abstands- und Hygienevorschriften.
Absolute „Hotspots“ sind vor diesem Hintergrund die Baggerseen in der Region – die südliche Rheinebene ist da ja dank des Kiesvorkommens bestens ausgestattet. Besonders an den bisher im Jahr 2020 nicht so häufigen heißen Wochenende drängt es die Menschen in die Natur und vor allem ans Wasser – Alte und Junge, Schwimmer, Angler, Taucher und all jene, die das Außengelände der Baggerseen so nutzen, als befänden sie sich zum Sonnen und Baden an Adria oder am Lago Maggiore.
Chaos und Verbote
Im nördlichen Württemberg ist vor Kurzem der Breitenauer See bei Heilbronn geschlossen worden, nachdem gut 10.000 Badewillige an einem heißen Julisonntag für ein komplettes Chaos gesorgt hatten – Autos versperrten Rettungswege, Hygiene- und Abstandsregeln wurden großflächig ignoriert. Und in unserer Region? Da hat sich in den vergangenen warmen Sommerwochen der Opfinger See (er liegt auf der Markung der Großstadt Freiburg) als Problem-Zone Nummer 1 entpuppt.
Zufahrten sind zugeparkt, auch Rettungsfahrzeuge sind betroffen. In einer offiziellen Mitteilung der Stadt Freiburg heißt es: „Auf den Zufahrten und Parkplätzen herrscht das blanke Chaos“, und überdies nutzten viele die Uferbereiche für Feste und Partys, mit „teilweise gravierenden Verstößen gegen die geltenden Corona-Verordnungen“.
Die Kommune will nun über strenge Kontrollen die unhaltbare Situation auf den Zufahrtsstraßen befrieden und auch vermehrt einschreiten, wenn offene Feuer festgestellt (die ohnehin verboten sind) oder Hunde nicht an der Leine geführt werden (es herrscht Leinenzwang). Baggerseen sind eben keineswegs nur beliebte Erholungsgebiete, sie gehören zu exponierten Naturschutzgebieten. Viele Biotope für selten gewordene Tier- und Pflanzenarten prägen diese künstlichen Seen und ihre Umgebung.
Der Burkheimer Baggersee
Das gilt natürlich auch für den Burkheimer Baggersee. Er ist täglich, vor allem am Wochenende, das Ziel vieler Sonnen- und Badehungriger aus der Region Breisach inklusive der elsässischen Nachbarregion jenseits des Rheins. Der Vogtsburger Bürgermeister Benjamin Bohn nennt ihn ein „Kleinod“. Sicher zutreffend: Der Baggersee präsentiert sich als pure Idylle. Hohe Bäume spenden Schatten – und wer brutzeln will, findet ausreichend Möglichkeiten, sich prall von der Sonne bescheinen zu lassen.
Aber auch dieser Baggersee ist ja nicht nur ein Kleinod, er ist auch jeden Sommertag eine echte Herausforderung. Auch hier gibt’s die gleichen Probleme wie in Opfingen: unhaltbare Zustände auf der Zufahrtsstraße, zugeparkte Wege, Müll liegt herum. Aber Bürgermeister Bohn ist vorsichtig optimistisch. Die Situation habe sich in den vergangenen Jahren verbessert, freilich nicht zum Nulltarif. Ein Gemeindevollzugsbeamter – gelegentlich mit weiterer personeller Unterstützung – überwacht den ruhenden Verkehr, es gibt Knöllchen für all jene, die die bestehenden Parkregeln missachten.
Immerhin hat die Stadt auch dafür gesorgt, dass Seitenbereiche so gestaltet wurden, dass Badegäste dort parken können. Und wenn der Andrang besonders bedrohlich wird – das gilt vor allem für die Wochenenden –, setzt die Stadt zusätzlich einen privaten Sicherheitsdienst ein. Es gibt viele Auflagen, die auch in Burkheim zu beachten sind: Allem voran die durch die Pandemie notwendigen Abstands- und Hygieneregeln, zum anderen Vorschriften, die es auch andernorts gibt: keine freilaufenden Hunde, kein offenes Feuer und ähnliches – die Regeln stehen auf großen Tafeln innerhalb des Baggerseeareals.
Bohn: „Im Zweifelsfall müssen Badegäste halt wieder gehen, wenn die Liegewiesen überfüllt sind oder keine Parkplätze mehr vorhanden sind.“ Er appelliere dringlich an die Besucher, die Regeln einzuhalten, vor allem auch die Abstands- und Hygieneregeln. Und er räumt gleichzeitig ein, dass die Überwachung gerade dieser Regeln ohne großen Personalaufwand nur begrenzt möglich sei.
Unterschiedliche Nutzer – Unterschiedliche Wünsche
Es ist ja auch so, sagt Bohn, dass es Herausforderung genug sei, die unterschiedlichen Nutzer-Wünsche an dem kostenlos zugänglichen Badesee unter einen Hut zu bringen. Es gibt ja nicht nur die Badegäste, die als Familienformation mit reichlich Mobiliar und Schwimmzubehör anrücken, sondern auch Angler und Taucher, die zumindest Teile des Sees für sich reklamierten. Immerhin hat die Gemeinde die Möglichkeit, im schlimmsten Fall den Badebetrieb drastisch zu reduzieren. Sie kann bei Überfüllung die Schranke an der Zufahrtsstraße jederzeit schließen, so dass nur noch Fußgänger und Radfahrer den Baggersee frequentieren können.
Und um 20.30 Uhr ist ohnehin Schluss, dann senkt sich die Schranke, die Übernachtung auf dem Baggerseeareal ist verboten und auch eine zünftige nächtliche Party ist strikt verboten. Tatsächlich will die Stadt Vogtsburg, so Bürgermeister Bohn, auch die Anlieger der Zufahrtsstraße schützen. Die hätten ja schon ausreichend darunter zu leiden, dass sich der Fahrzeugstrom gerade am Wochenende fast ohne Pause in Richtung Baggersee bewege.
Das Kleinod „Burkheimer Baggersee“ bleibt halt nur ein Kleinod, wenn die Menschen sich auch an die Regeln halten. Gerade auch in diesen schwierigen Zeiten.
Weitere Informationen
Adresse
Oberrheinische Medien GmbH
Marktplatz 7
79206 Breisach
Autor/in
