
Die zweite Welle ist da. Jeder weiß, was damit gemeint ist. Das Corona-Covid 19-Virus nimmt unglaubliche Ausmaße an, die am Montag ausgerufene Pandemiestufe 3 soll helfen, die Ausbreitung zu stoppen. Tatsächlich sind die Zahlen zum Fürchten:
Während am Dienstag dieser Woche noch 26 Neuinfektionen in der Stadt und im Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald verzeichnet wurden, waren es am Mittwoch bereits 90 Fälle, am Donnerstag „nur“ noch 50. In Berchtesgaden kann man derzeit beobachten, was eine solche Entwicklung bewirken kann. Ein neuerlicher Lockdown, das Herunterschrauben des öffentlichen Lebens auf fast Null, lähmt zurzeit die Menschen in dieser idyllischen Voralpenregion.
Aber: Panik ist trotzdem die falsche Reaktion, jetzt müssen die Menschen überall im Land zeigen, dass sie in einer solch schwierigen Situation zusammenstehen können – Alte und Junge.
Die Pandemie begann
Am 28. Januar 2020 meldeten die Nachrichten der Tagesschau, dass ein Mann im bayerischen Straubing an einer neuartigen Lungenkrankheit erkrankt sei, aber sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinde. Man hatte zu dieser Zeit schon gehört, dass in der chinesischen Millionenstadt Wuhan auf einem Wildtiermarkt ein Virus von Tier auf Mensch übergesprungen sei.
Das Infektionsrisiko sei indes als gering einzuschätzen, war die in diesem Zusammenhang veröffentlichte Einschätzung der Experten des Robert-Koch-Instituts zu diesem ersten deutschen Covid 19-Fall.
Pandemiestufe 3
Heute wissen wir mehr, viel mehr. Das neuartige Corona-Virus Covid 19 ist weltweit mittlerweile deutlich über 40 Millionen mal übertragen worden, eine siebenstellige Anzahl von Menschen ist im Zusammenhang mit der Corona-Infektion gestorben, fast 10.000 Menschen in Deutschland. Und nun im Oktober erleben wir, auch hier in Breisach, überall vor unserer Haustür, dass diese Pandemie uns mehr denn je im Griff hat. Zwar macht die Medizin Fortschritte, wird ein bald einsetzbarer Impfstoff immer realistischer.
Aber eben: die tatsächliche Situation ist anders.
Mit dem Ende des Sommers steigen die Neuinfektionen rasant an, zumindest im Moment. Das Land Baden-Württemberg hat am vergangenen Wochenende die höchste Pandemiestufe 3 ausgerufen, keinen Lockdown wie im März. Alles läuft irgendwie weiter, ein gebremstes Leben. Maskenpflicht auch im Schulunterricht und im Freien, Feierverbote, Höchstgrenzen (10 Personen) bei privaten Feiern, mehr dürfen es sein, wenn alle miteinander verwandt sind.
Und auch das: Die Helios-Kliniken in Breisach, Neustadt und Müllheim sperren Besuch für Patienten wegen der Infektionsgefahr praktisch aus. (Siehe auch Kasten unten auf dieser Seite).
Sie wollen ihr altes Leben weiterführen
Das Virus ist der Gegner, ganz klar. Alle sind betroffen. Die Alten, vor allem jene in Heimen, die gesundheitlich ohnehin oft vielfältig angeschlagen sind. Die vielen Jungen, die sich ihr Leben nicht nehmen lassen wollen, die Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, die Nähe, sozusagen ein Grundrecht auf Party. Sie sind zornig, sie mögen nicht glauben, dass in einem Land mit 83 Millionen Einwohnern 400.000 Infizierte eine nennenswerte Größenordnung darstellen, zumal ja viele Betroffene nicht einmal leichte Symptome verspüren. Und nicht nur die Jungen, Menschen aller Altersgruppen wollen einfache Antworten auf schwierige Fragen. Es gibt sie nicht, auch wenn sie in den so genannten sozialen Medien Facebook und Co. feilgeboten werden wie Sauerbier.
Die Ausbreitung der Pandemie wird sich exponentiell weiterentwickeln, also in kurzer Zeit vervielfachen, wenn keine Haltelinien eingezogen werden – das zeigt die derzeitige Entwicklung in diesen Herbsttagen.
Zahlen über Zahlen und immer mehr Fragen
Die Unsicherheit verstärkt sich, zu vieles ist unklar, amtliche Verlautbarungen sprechen gelegentlich eine Sprache, die viele nicht verstehen. Und die Zahlen, die jeder im Internet googeln kann, sind verwirrend. Gerade auch beim Blick „vor Ort“. Da lesen wir in der Mitteilung des Landratsamtes, dass 3.271 Menschen seit Beginn der Pandemie im zeitigen Frühjahr mit Covid 19 infiziert wurden. 158 im Alter zwischen 47 und 100 Jahren sind gestorben, der letzte Tote wurde dieser Woche registriert. Was sagt uns das? Wer ehrlich ist, muss wohl einräumen: Nicht viel.
Seit einiger Zeit können wir der täglichen Verlautbarung des Landratsamtes zur Corona-Lage auch entnehmen, wie sich die Zahl der Infizierten in den einzelnen Kreisgemeinden entwickelt.
(Stand 22. Oktober noch 16 Infizierte in Breisach bei insgesamt 18 Covid 19-Fällen seit Beginn der Pandemie, in Ihringen noch 8 von insgesamt 40 Infizierten seit Pandemiebeginn, in Vogtsburg 4 Infizierte, bei insgesamt 60 Infizierten seit Beginn der Pandemie).
Auch hier mehr Fragen als Klarheit. Wie viele sind denn nun „richtig“ krank gewesen, wie viele wurden lediglich positiv getestet? Der Datenschutz spricht nicht dagegen, hier ein wenig mehr Fakten zu präsentieren.
“Jeder trägt Verantwortung”
Das gebremste Leben, das wir seit einem guten halben Jahr führen müssen, wird sich jedenfalls fortsetzen. „Die zweite Welle ist da, wir sind mittendrin“, sagt Breisachs Bürgermeister Oliver Rein im Gespräch mit Echo am Samstag.
Und: „Wir müssen jetzt zusammenstehen, jeder trägt Verantwortung, damit seine Mitbürger so gut wie möglich geschützt werden.“ Und er fragt: „Wo liegt denn eigentlich das Problem, wenn ich auf dem Marktplatz eine Maske tragen muss?“ Es müsse in diesen Zeiten keine Veranstaltungen mit 100 Personen geben und die Einhaltung der so genannten AHA-Regeln „Abstand, Hygiene, Atemschutz“ sei ja nun wirklich kein Hexenwerk. Die Politik, so befindet Rein, sei auf dem richtigen Weg, wenn sie jetzt in dieser Phase eher restriktiver vorgehe. Die Bürgerinnen und Bürger sind jedenfalls gut beraten, wenn sie sich so gut wie möglich informieren, wie die zweite Welle rollt.
Gut geeignet ist da das Portal des Landes www.baden-wuerttemberg.de und natürlich auch die täglich aktualisierten Meldungen der örtlichen Badischen Zeitung.
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