
Wenn die Flüssigkeit aus einem Behältnis wie dem Boot herausgenommen werden kann, dann kann sie logischer weise auch darin aufbewahrt werden. So dürften Menschen auf die Idee gekommen sein, Flüssigkeiten in Holzbohlen aufzubewahren. Und so entwickelte sich der Beruf des Böttchers, des Holzfassmachers oder Küfers, der Geschicklichkeit, Kraft und Schnelligkeit erforderte. Fässer wurden schon im Alten Testament erwähnt. Mit Sicherheit wurden sie von den alten Römern benutzt und sind heutzutage weitgehend durch Stahlfässer, Plastikfässer und Edelstahlfässer abgelöst worden.
Doch es gibt noch Holzfasskeller. Europas größter Holzfasskeller befindet sich im Badischen Winzerkeller der Sonnenwinzer in Breisach und bietet in Verbindung zwischen Tradition und Moderne ein einmaliges Ambiente. Der Vorteil von Holzfässern ist, dass ein gutes Eichenfass atmet. Deswegen reifen heute in Holzfässern vorwiegend Spitzenweine.
Wie funktioniert das?
Für Holzfässer gab es vielfältige Verwendungsmöglichkeiten, darüber hinaus kann es in verschiedenen Größen hergestellt werden. Nebenbei befasste sich der Böttcher auch mit der Herstellung von Holzgefäßen, die nicht wasserdicht sein mussten. Dafür nahm er weniger beständiges Holz, als Reifen wurden geflochtene Weiden- oder Haselruten aufgenagelt. Für wasserdichte Holzfässer wurden Reifen aus gehärteten Stahlbändern angefertigt und aufgetrieben. Warum ist jedoch ein Holzfass gewölbt? Ein Fass ist gewölbt, damit es dicht ist. Und es ist dicht, weil es gewölbt ist. Ein weiterer Vorteil dieser eigentümlichen Form ist, dass auch ein schweres Fass ziemlich mühelos bewegt werden kann.
Ein komplexes Werkstück
Eine Fassdaube ist gar nicht so einfach herzustellen, sie macht am Ende den Bauch eines Fasses aus. Auf der inneren Seite ist sie gehöhlt, auf der äußeren Seite etwas gerundet, an den Enden verjüngt und an den Längsseiten völlig glatt gehobelt. Eine Daube muss sehr genau gearbeitet sein, damit alle Dauben mit Maßarbeit durch Augenmaß aneinanderpassen wenn die Fassreifen darüber getrieben werden. Fassdauben werden aus groß gewachsenen Eichen ohne Verwachsungen gewonnen. Die Eichen werden in Stücke zersägt und gespalten, die etwas länger als die Dauben sind. Baumstämme haben immer eine Art von Verstärkungsrippen, die vom Mark zur Rinde laufen, genannt werden sie Markstränge. Die Eichenstämme werden so in Planken von 30 Zentimeter radialer Dicke gespalten oder aufgerissen, dass die Stränge unverletzt bleiben. Nur so können die Dauben den Belastungen standhalten. Das Mark der Eiche und das äußere Spintholz werden jedoch nicht verwendet. Mit einem Reifmesser oder Krummeisen wird die Innenseite der entstehenden Daube ausgehöhlt. Danach wird die Außenseite gebuckelt, das heißt mit einem konkav geformten Reifmesser gerundet.
Nun kommt die Axt zum Einsatz. Die Kanten werden in Handfertigkeit und von Könnern ohne Zollstock, Schieblehre oder Schablone so bearbeitet, dass sich die Enden verjüngen. Die Schneide der Axt ist gleich einem Stemmeisen nur an einer Seite geschärft. Nun folgt die Fügebank, sie entspricht einem riesigen umgedrehten Hobel. Auf ihr werden die Längskanten der unterschiedlich breiten Dauben abgehobelt, so dass die späteren Fugen den passenden Winkel erhalten. Diese Winkelung ermöglicht die Rundung des Fasses. Ein Küfer sucht sich vorher die genaue Anzahl der benötigten Rohlinge aus, wobei die Breitenunterschiede berücksichtigt werden. Die Zurichtung der Dauben gleicht einem kleinen Zauberkunststück.
Die Vollendung
Danach wird das Fass unter Zuhilfenahme von Setzreifen zusammengesetzt. Ein kleiner Druck auf die letzte Daube genügt, um den Fassrumpf zu runden. Nun werden die Dauben durch Dämpfung in die endgültige Fassform gebracht. Das endgültige Verformen ist eine dramatische Angelegenheit mit viel Krach, Hämmern, Rauch und Dampf. Je länger es dauert, um so schwieriger wird es, das sich abkühlende Holz zu biegen. Dabei wird ein breiter Eisenreifen über die gespreizten Dauben getrieben, dem ein schmalerer folgt, bis der breitere herunterfällt.
Dann wird das Ganze herumgedreht, wieder großer Lärm, der breite Eisenreifen wird zurückgetrieben. Er drückt die Dauben zusammen, bis ein schmalerer Reifen über das Oberteil der auseinandergespreizten Dauben befestigt ist. Sobald dieser die Dauben zusammenhält, kann auch der Bauchreifen angebracht werden. Zum fertigen Fass fehlen nun noch Deckel und Boden. Beim einziehen der Böden in die Nuten an beiden Enden des Fasses werden die meisten Spezialwerkzeuge benötigt. Die Nuten werden mit einem Kinnhobel gezogen, der über zwei verschieden benannte Stahlmesser verfügt. Die Fassbretter sind aus Eichenbrettern, die miteinander verdübelt werden. Der zweite Boden wird mit einem Trick angebracht. Benutzt wird ein Auszieher oder ein Fassbodenzug, der über das Spundloch betrieben wird. Danach wird die Außenseite des Fasses mit zwei verschiedenen Schabhobeln geglättet und die letzten beiden leicht gewölbten Fassreifen aufgetrieben.
Ein gerne gehütetes Berufsgeheimis ist, wie Küfer den Fassinhalt festlegen. Dies geschieht vor Anbringen der zweiten Nut an den Böden unter Zuhilfenahme eines Stechzirkels. Wenn nötig, kann dies durch Verlegen der letzten Nut erfolgen. Küferkunst ist halt wirklich eine Kunst…
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