
Derzeit läuft die stark frequentierte Gemäldeausstellung von Ingrid Wenz-Gahler im Städtischen Museum am Rheintor in Breisach, die über den 13. September hinaus verlängert wurde. Ausstellungen sind heute Freizeitsport für mich, früher habe ich solche gehasst. Das Thema der aktuellen Ausstellung lautet „Breisacher Impressionen“. Diese Ergebnisse bezeichnet Ingrid Wenz-Gahler selbstkritisch als gut im Anspruch und sagt dazu: „Das sind keine ausgereiften Bilder, sondern Farbskizzen. Farbe und Licht wurde zum Schlüssel dieser Werke, was schwer umzusetzen ist. Der Faktor Licht spielte bei mir schon ganz früh eine wesentliche Rolle beim Malen. Licht ist in der Malerei das größte Abenteuer, weil es Stimmungen verändert.
Die Magie der Kunst
Was die Natur und der Mensch gebaut hat, das reizt mich, diese Geschichten mit Phantasie zu malen. Das Malen ist ein Teil von mir und ich brauche das Spiel der Farben. Meine Lieblingsfarbe ist gelb-grün, das repräsentiert Frühling, Leichtigkeit und Aufbruch. Das Malen ist nicht alleiniges Highlight meinerseits, es könnte auch Musik sein. Ich könnte auch endlos Jazzvariationen anhören. Ich habe auch schon versucht, Musik malerisch umzusetzen, der Reiz ist da und es ermöglicht Variationen. Kunst kann auch Provokation sein, dass sich Menschen damit auseinandersetzen können und müssen. Ich beziehe in meinen Bildern jedoch keine Stellung, meine Bilder sind einfach nur lieb“, sagte Ingrid Wenz-Gahler beim Gespräch mit Echo. Sie macht sich gerne auf den Weg zu ihren ästhetischen, atmosphärischen und lichtdurchfluteten Bildern. „Es gibt auch Bilder, die sind wie tot, haben keine Atmosphäre und das ist absolut nicht mein Ding. Ich erzähle in meinen Bildern Geschichten, dabei ist mir die Phantasie sehr wichtig“, betonte Ingrid Wenz-Gahler.
Architekturstudium und das Schreiben
Die vielseitige Ingrid Wenz-Gahler lebt seit dem Jahr 2013 mit ihrer Familie in Breisach. Sie hat Innenarchitektur studiert und dabei das räumlich-technische Zeichnen gelernt. „Das ist keine Kunst“ sagt sie selbst dazu. Design erfuhr jedenfalls nicht ihre große Zuneigung. Während des Studiums und danach explodierte ihre schreibende Ader. Schon als 12-jährige hatte sie für ein DDR-Comicheft Texte geschrieben, doch nun schrieb sie etliche Fachbücher über Innenarchitektur und Design sowie über internationale Messeprojekte, suchte den Bezug zu Menschen und entdeckte ihre Liebe zur Kulturgeschichte. Parallel schrieb sie für Fach- und Verbraucherzeitschriften in Deutschland, der Schweiz und in Österreich. Beim Schreiben stimmte sie sich sprachlich enorm auf die Leserschaft ein. In Wikipedia ist nachzulesen, dass sie sich mit der Konzeption von Büchern und Architekturkritik beschäftigte. Auch heute noch schreibt sie für eine österreichische Fachzeitschrift und ihr Messebuch, das 1995 erschien, war ein echter Knüller.
Von Klein an widmete sie sich ihrer zeichnerischen Ader und hat dabei nie angestrebt, Künstlerin zu werden. Es gibt noch ihre uralte „Mädelmappe“ mit tollen Portraits, spannenden Bildern, diversen Techniken wie Kohle, Tusche, Aquarell und Öl. Schon in der Jugend liebte sie die Bühne als eine Art Interpretation. Sie schulte sich in den 60er Jahren auf der amerikanischen Kunstschule „Famous Artist School“ in dreijährigen Fernstudium und bezeichnet dies heute als gute Basis.
“Ob ich Künstlerin bin, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt.”
Gezeichnet hat sie später nicht mehr, erst 2006 wurde sie diesbezüglich wieder unruhig. Ein Kribbeln erweckte ihre alte Liebe zur Malerei wieder und sie besuchte Kurse rund um Frankfurt, wo sie lebte. „Ich habe alles mitgenommen, was es gab“, sagt Ingrid Wenz-Gahler dazu. Auch heute noch steht sie nachts auf, wenn sie Ideen hat und entwickelt dabei mitunter ganze Konzepte. Ihre Kunstgalerie mit ihren Kunstwerken ist unter „Kunstwerke“ von Ingrid Wenz-Gahler anzuschauen und diese sehenswerten Werke, Portraits, Lesebilder, Rosenserie, Wolken- und Wasserbilder, Treppenbilder und viele andere Bilder gehen weit über die derzeitige Ausstellung ihrer Daily Paintings hinaus. „Ich wollte mit den ausgestellten Bildern keine Fummelbilder malen, dafür Örtlichkeiten kennzeichnen und aufzeigen, wie diese Orte riechen. Das spüre ich geistig beim Malen, ich spüre eine Mauer mit dem Pinsel und ich werde dabei Teil dieser Mauer. Ich brauche Offenheit und sehe Mauern keinesfalls als Absperrmauern. Es sind Szenen, die einfach da sind und bieten meine Sicht auf Breisach. Ich malte absichtlich keine touristischen High Lights, auch das Breisacher Münster erscheint deswegen nur im Hintergund. Mich interessieren Details, ich wollte nicht zeigen, was da ist. Ob ich Künstlerin bin, diese Frage habe ich mir noch nie gestellt. Das ist mir zu schubladenhaft. Für mich zählt die Umsetzung und die Interpretation einer Szene. Die Ausstellung bietet eine Auseinandersetzung mit meinen Werken und das ist die Chance für mich zur Weiterentwicklung und Zuschauer geben mir vor Ort Impulse“ betonte Ingrid Wenz-Gahler.
Bunte Fantasie und detaillierter Realismus
Ingrid Wenz-Gahler hat ihre Zeichnungen weiter entwickelt, bis hin zu aussagekräftigen Formen. Sie malt heute gerne farbig, gegenständlich, realistisch und erfassbar. Malen gibt ihr jene innere Ruhe und Konzentration, um die Zeit zu vergessen. Sie verfällt nicht der Zufallsmalerei, bezeichnet sich selbst als planerischen, konsequenten und strikten Typ, um Träume malerisch umzusetzen. „Der Reiz der inhaltlich surrealen Träume führt dazu, ästhetische Bilder aufzubrechen. Ich bin realistische Malerin und schaffe Bilder, an denen ich mich festhalten kann, um meine Seele zu streicheln. Manchmal male ich fotorealistisich wegen der Faszination von Details. Dabei will ich eigentlich gar nicht fotorealistisch malen. Mein Idealismus neigt zu illustrativen, graphischen und räumlichen Sphären, ich liebe rätselhafte Bilder mit Lichteinfällen und Phantasie um marode Architektur, wilde Strukturen, Oberflächen und Blickveränderungen. Eigentlich bin ich Sozialplanerin, die schöne Welt interessiert mich nur begrenzt. Breisach ist für mich der Inbegriff des Lebens mit dem Fluss“ betonte Ingrid Wenz-Gahler.
Vielfältige Motivwahl
Ingrid Wenz-Gahler hat Zuhause tonnenweise Stifte und Materialien, malt technisch unterschiedlich, aber nicht mit Ölfarben. Vorbilder sind unter anderem Hetty Krist, Georgia O‘Keefe, Edward Hopper und Gerhard Richter. Ihre eigene Motivwahl ist schwer einzugrenzen. Sie fasziniert (die folgende Aufzählung ist keineswegs abschließend) die Architektur der Natur, die spannende Ausdrucksform der Gedankenwelt in diversen Sprachräumen und der menschliche Körper zum Malen, bei letzterem ausgenommen jede sexuelle Motivwahl.
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