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m Montag dieser Woche hat der Badische Winzerkeller verkündet, wer vom 1. Januar 2021 an den größten badischen Weinbaubetrieb führen soll. Der 51-jährige André Weltz, zuletzt Geschäftsführer der Wernesgrüner Brauerei, übernimmt den Vorstandsvorsitz von Dr. Peter Schuster, der altershalber zum Jahresende 2020 beim Badischen Winzerkeller ausscheidet. Der promovierte Lebensmittelchemiker Schuster hatte den Badischen Winzerkeller seit 2013 geführt und 2016 den Vorstandsvorsitz übernommen.
Große Anforderungen an neuen Vorstandschef
Bei der internen Präsentation des neuen Vorstandschefs André Weltz geizte Rainer Zeller, Aufsichtsratsvorsitzender des Badischen Winzerkellers – er ist gleichzeitig seit diesem Jahr auch Präsident des Badischen Weinbauverbandes – nicht mit Vorschusslorbeeren. „Wir sind zuversichtlich, in Ihnen einen gut gerüsteten Navigator durch die Herausforderungen der Weinwirtschaft gefunden zu haben“, begrüßte Zeller den „Neuen“. Und „Wir bauen auf Ihre Markenerfahrung im Getränkebereich, damit Sie den Marken der Sonnenwinzer eine gute Zukunft geben.“
Tatsächlich hat Weltz, gebürtig aus Sachsen-Anhalt, nach einem Studium an der Fachhochschule Harz in Wernigerode mit den Schwerpunkten Marketing und Controlling über 20 Jahre lang Management-Aufgaben in der Getränkebranche wahrgenommen. Seine Stationen in diesen zwei Jahrzehnten: Privatbrauerei Diebels am Niederrhein, Brauereikonzern AB Inbev in Bremen, Valensina (Fruchtsaft) in Mönchengladbach, Weinkellerei Langguth Erben in Traben Trarbach. Von dort wechselte Weltz 2019 zur Wernesgrüner Brauerei, einer Tochter des Bierkonzerns Bitburger, der das traditionsreiche ostdeutsche Bierunternehmen zum 1. Januar 2021 an die Carlsberg Gruppe verkauft hat.
Weltz freut sich auf die Herausforderung
In allen Funktionen hat sich André Weltz um die Markenpflege gekümmert. Das soll er auch für den Badischen Winzerkeller in Breisach tun, wo heute bereits einige Wein- und Sektmarken recht erfolgreich im Markt sind – wie „Martin Schongauer“ oder „Heinrich Hansjakob“. Der Marketingexperte Weltz hat das bei seiner Amtseinführung so gesagt: „Die DNA von Kategorien, Marken und Produkten zu verstehen und dabei konsequent die Konsumentenperspektive im Blick zu haben“ sei sehr wichtig. Er freue sich jedenfalls auf die Herausforderung, den Badischen Winzerkeller als modernes, in der Digitalisierung voranschreitendes badisches Unternehmen zu positionieren und weiterzuentwickeln. Der Schwerpunkt werde auf der konsequenten und zügigen Fortführung des von Dr. Schuster eingeleiteten „Transformationsprozess“ (Umwandlungsprozess) liegen. Er sehe es als „wichtigste Aufgabe“, den Winzern und Winzerfamilien, die für den Badischen Winzerkeller tätig sind, ein „marktgerechtes Einkommen“ zu sichern.
Kein leichter Job in Pandemie-Zeiten
Die 4.000 Genossenschaftswinzer, die den Badischen Winzerkeller mit Reben versorgen, werden genau auf letzteren Punkt achten, zumal der Begriff „marktgerecht“ ja nicht automatisch bedeutet, dass die Auszahlungspreise nach oben klettern.
Die von vielen Winzern als zu gering empfundenen Auszahlungspreise des Winzerkellers sind schon lange ein Politikum und für die wechselnden Vorstände des großen deutschen Weinvermarkters wirklich eine Herausforderung. Der nun ausscheidende Vorstandsvorsitzende Schuster hat in diesem Zusammenhang so etwas wie die Notbremse gezogen und den laufenden Transformationsprozess gestartet, um Erträge und Kosten zu optimieren. Man kann jedenfalls davon ausgehen, dass der neue Vorstandschef des Winzerkellers gerade auch jetzt in Zeiten der Pandemie-Krise keinen leichten Job hat. Wie auch schon seine Vorgänger: etliche sind keineswegs freiwillig gegangen, immer wieder mussten sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Winzerkellers auf neue Chefs einstellen. Nachdem Urban Lamprecht 2002 als Vorstandsvorsitzender regulär ausgeschieden war, wechselten die Vorstandsmitglieder immer wieder. Mal waren drei Vorstände bestellt, dann wurde wieder auf zwei „verschlankt“. Einigermaßen Ruhe brachte dann Dr. Peter Schuster herein, der 2013 die Verantwortung für den Kellereibetrieb übernahm. Er wurde 2016 zum Vorstandsvorsitzenden berufen, nachdem sein Vorgänger Axel Hahn überraschend gekündigt hatte.
Spannender Neustart
Und nun also André Weltz.
Er wird wohl vom Aufsichtsrat daran gemessen, ob er es schafft, Weinprodukte des Badischen Winzerkellers erfolgreich als Marken zu positionieren und entsprechende Erlöse zu generieren. In einem Weinmarkt, der von Discountern und dem großen Lebensmitteleinzelhandel dominiert wird, in dem andererseits kleinere und mittlere Weinbaubetriebe recht erfolgreich unterwegs sind.
Es bleibt also spannend.
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